Die Minnesota Twins aus der Major League Baseball zahlen einem 16-jährigen Regensburger 800.000 Dollar für seine Vertragsunterschrift. So viel wurde nie zuvor für einen europäischen Spieler investiert. Ob Max Kepler-Rozycki den Sprung in die beste Liga der Welt schafft, ist völlig offen.
Als Max Kepler-Rozycki vor zwei Jahren von einem Talentspäher aus den USA angesprochen wurde, nahm der große Traum zum ersten Mal Konturen an. Der Traum von einer Karriere in der besten Liga der Welt, der Major League Baseball (MLB).
Nun ist er seinem Ziel ein Stück näher gekommen: Der 16 Jahre alte Teenager wird für eine Rekordsumme zum MLB-Team Minnesota Twins wechseln. Nach Informationen der „Mittelbayerischen Zeitung“ kassiert er ein Handgeld, den sogenannten Signing Bonus, von etwa 800.000 Dollar – solch eine Summe wurde noch nie für einen Europäer in der MLB bezahlt. Doch von Größenwahn keine Spur. Kepler-Rozycki klingt ruhig, sachlich, unaufgeregt. Es drängt sich der Eindruck auf, als habe er ohnehin schon alles kommen sehen: „Die Scouts waren ja schon immer da“, sagt der 1,90 Meter große Teenager SPIEGEL ONLINE.
2007 hatte der Linkshänder beim Länderpokal in Bonn, dem wichtigsten Sichtungsturnier für deutsche Nachwuchs-Baseballer, zum ersten Mal einen Späher aus der MLB auf sich aufmerksam gemacht. „Du bist ein interessanter Spieler. Wir werden dich in Zukunft beobachten“, sagte ihm damals der Scout der Minnesota Twins.
Outfielder Kepler-Rozycki überzeugte in der Folge mit dauerhaft starken Leistungen in der ersten und zweiten Mannschaft der Buchbinder Legionäre Regensburg, dem aktuellen deutschen Baseball-Meister. Der Lohn: In dieser Woche unterschrieb er seinen Vertrag bei den Twins. Den genauen Betrag des Deals wollte Trainer Martin Brunner, der Kepler-Rozycki im Sportinternat in Regensburg betreut, auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nicht nennen. Er bestätigte jedoch, dass es sich um einen neue Rekordsumme handelt.
„Meine Konkurrenten sind alle richtig gut“
Damit steigt Kepler-Rozycki, Sohn einer Amerikanerin, zum teuersten europäischen Baseballspieler der Geschichte auf. Alexander Smit aus den Niederlanden, bisheriger Rekordhalter in dieser Kategorie, war vor sieben Jahren mit einem Bonus von 780.000 Dollar entlohnt worden – ebenfalls von den Minnesota Twins.
Die hohe Summe lässt Kepler-Rozycki angeblich unbeeindruckt: „Über das Geld denke ich überhaupt nicht nach“, sagt er. Seine Konzentration gelte jetzt vielmehr der sportlichen Herausforderung – und die ist gewaltig. Vor dem Sprung ins MLB-Team müssen die jungen Talente ihr Können zunächst in den Minor Leagues beweisen, einem Ligensystem, das als Unterbau für die höchste Klasse dient. Nur wer entsprechende Eignung und Durchsetzungsvermögen zeigt, darf auf einen Platz bei den Profis hoffen. „Meine Konkurrenten sind alle richtig gut“, sagt Kepler-Rozycki. Er wird sich einer knallharten Auslese stellen müssen. „Das Potential ist da, sonst hätten sie nicht diese große Summe investiert“, sagt Martin Helmig, Trainer der Bundesliga-Mannschaft der Buchbinder Legionäre. Der Junioren-Nationalspieler gilt als wurfstark und extrem schnell. Helmig nennt ihn einen „Musterathleten“.
„Ich will den Sprung in die MLB schaffen“
Kepler-Rozycki war gerade sechs Jahre alt, als er in einer Schulliga in Berlin mit der für deutsche Verhältnisse exotischen Sportart in Berührung kam. Im Alter von zehn Jahren spielte er bei den Challengers erstmals Baseball in einem Verein. 2008 folgte der Wechsel in das Sportinternat des amtierenden deutschen Meisters nach Regensburg.
Jetzt will Kepler-Rozycki so schnell wie möglich den nächsten Schritt machen. „Wenn sich in den USA eine geeignete Schule findet, werde ich schon nach Ablauf der Bundesliga-Saison Anfang September umziehen.“ Seine Mutter würde ihn dann zumindest für das erste Jahr begleiten. Ansonsten will er seinen Realschulabschluss im nächsten Jahr in Deutschland machen und in den Schulferien ins Trainingslager nach Florida fliegen.
Henry Maske, Michael Schumacher und nicht zuletzt Dirk Nowitzki haben in der Vergangenheit mäßig populären Sportarten in Deutschland zu neuem Glanz verholfen. Von Kepler-Rozycki sollte man das nicht erwarten. Sehr weit und von zu vielen Unwägbarkeiten geprägt ist der Sprung in die „Königsklasse“ des Baseballs. Er selbst ist gleichermaßen realistisch und ehrgeizig. „Ich will den Sprung in die MLB schaffen. Wenn das in vier Jahren klappen würde, wäre das schon sehr schnell.“